Seminar „zugewandt – Methoden der Gedenkstättenpädagogik“

Didaktik-Seminar zu museumspädagogischen Methoden für die Konzeption eines Gedenkstättenbesuchs im Rahmen des Fachs Gesellschaftswissenschaften. Wie kooperierten Seminarleitung und Gedenkstätte und wie wurde mit den Herausforderungen des Themas und den Gegebenheiten durch COVID-19 umgegangen?
Autoren/Team

Autoren/Team

  • Maik Wienecke Universität Potsdam
  • Sonja Rosenstiel ehemals: Gedenkstätte Lindenstraße, Potsdam, aktuell: Haus der Geschichte Berlin
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Das Portal für Unterrichtsmaterial zur DDR als Gegenstand deutsch-deutscher Geschichte

Quelle: https://geschichtsbewusst.de/material/seminar-zur-pilotaktion-zugewandt/

Seminar „zugewandt – Methoden der Gedenkstättenpädagogik“

Autoren/Team:

Maik Wienecke Universität Potsdam , Sonja Rosenstiel ehemals: Gedenkstätte Lindenstraße, Potsdam, aktuell: Haus der Geschichte Berlin
Blick in Zelle Gedenkstätte Lindenstraße mit Einrichtung 60er Jahre
Didaktik-Seminar zu museumspädagogischen Methoden für die Konzeption eines Gedenkstättenbesuchs im Rahmen des Fachs Gesellschaftswissenschaften. Wie kooperierten Seminarleitung und Gedenkstätte und wie wurde mit den Herausforderungen des Themas und den Gegebenheiten durch COVID-19 umgegangen?

Thema: Vermittlung der deutsch-deutschen Geschichte in Klasse 5 und 6 in Kooperation mit einer Gedenkstätte

Projektseminar „Zugewandt – Methoden der Gedenkstättenpädagogik“ im Rahmen des Masterstudiengangs im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften für die Jahrgangsstufen 5/6, erprobt an der Universität Potsdam in Kooperation mit der Gedenkstätte Lindenstraße

Durchgeführt: Sommersemester 2021 und Wintersemester 2021/22

Bedarf

Der Rahmenlehrplan des Fachs Gesellschaftswissenschaften für Berlin und Brandenburg sieht für die Jahrgangsstufen 5 und 6 den Besuch von Gedenkstätten vor. Recherchen zeigen, dass Angebote für diese Altersstufen nicht die Regel darstellen. Im Rahmen eines Projektseminars mit Studierenden des Fachs an der Universität Potsdam werden Materialien erstellt, die sich für den Besuch einer Gedenkstätte als außerschulischem Lernort für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 5 und 6 konzipiert sind.

Kooperation mit der Gedenkstätte Lindenstraße, Potsdam

Die Gedenkstätte Lindenstraße arbeitet bereits eng mit Lehrkräften – vorrangig der Sekundarstufe I und II – zusammen und ist am Austausch mit Akteurinnen und Akteuren der Lehrkräfteausbildung interessiert. Sie liegt im Potsdamer Stadtzentrum und damit im Einzugsgebiet vieler Grundschulen. Sie eignet sich daher räumlich außerordentlich gut als außerschulischer Lernort für die Primarstufe. Durch die Kooperation lernen Lehramtsstudierende den Ort frühzeitig als mögliches Ziel für Klassenfahrten kennen.

Seminarbeschreibung und Seminarplan:

Das Seminar umfasst die Einführung in museums- und gedenkstättenpädagogische Ansätze sowie die Erarbeitung der inhaltlichen Themen mit Blick auf die Vermittlung im Verbundfach Gesellschaftswissenschaften. Ziel ist es, Unterrichtsmaterialien für die Gedenkstätte zum Einsatz im Rahmen des gesellschaftswissenschaftlichem Unterrichts an diesem außerschulischen Lernort zu erstellen.

Download der Seminarbeschreibung und Seminarplan als PDF

Ablauf:

Das Seminar umfasste eine theoretisch-wissenschaftliche Einführung in das Thema, gefolgt von einem Gedenkstättenbesuch zur Erfassung des räumlichen Potenzials und der Einsatzmöglichkeiten von Unterrichtsmethoden. Die letzten vier Sitzungen widmeten sich einem Ideenaustausch zu den entstandenen Materialien.
Die im Rahmen des Seminars entstehenden Entwürfe sollen mit dem Bildungsteam der Gedenkstätte optimiert, erprobt und zukünftig für Schülergruppen eingesetzt werden.

Umsetzung angesichts der Pandemie:

Die Inhalte des Seminars wurden vom Dozenten vorgegeben, durch Literaturhinweise und Themenvorschläge strukturiert, wobei die Studierenden mittels Referaten und Diskussionsbeiträgen die Sitzungen aktiv mitgestalteten.


Aufgrund der pandemischen Lage fanden die Seminare online statt. Zudem musste der Gedenkstättenbesuch um mehrere Wochen verschoben werden. Dies erschwerte eine enge Verzahnung von Theorie und praktischer Arbeit, zugleich wurde eine intensivere Vorbereitung möglich: Die Studierenden recherchierten Erfahrungen von Gedenkstätten mit der Zielgruppe und tauschten sich online mit geladenen Gedenkstättenpädagoginnen und -pädagogen aus. Hierdurch wurden ihnen Problemfelder und mögliche Grenzen bei der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 und 6 bewusster und sie konnten zum Zeitpunkt des Besuchs sehr reflektiert das Potenzial des Ortes für diese Zielgruppe filtern.

In der zweiten Durchführung des Seminars (Wintersemester 2021/22) konnte der Gedenkstättenbesuch wie ursprünglich geplant im ersten Drittel des Seminars stattfinden. Es ist noch unklar, inwiefern sich hieraus andere Sichtweisen auf das Verständnis des Themas und die Ideen für die Erarbeitung der Materialien ergeben.

Studienleistungen (Modularbeiten)

Nach Abschluss des Seminars arbeiteten die Studierenden eigenständig an der Erstellung von Arbeitsblättern und Aufgabenbeispielen, die sie für den Einsatz in der Gedenkstätte als sinnvoll und zielführend erachten. Außerdem gab es eine schriftliche Diskussion über das didaktische Vorgehen und Anliegen.


Eine sehr gute Arbeit umfasste beispielsweise:

  • Einleitung mit Bedarfsanalyse für die Klassenstufen 5 und 6 mit der Vorstellung des Lernorts und der Entwicklung einer zentralen Fragestellung für die Zielgruppe (z.B.: Inwiefern waren die Inhaftierten während der DDR-Zeit Straftäterinnen oder Straftäter?)
  • Einordnung des Themas in den Gesellschaftswissenschaften-Unterricht entlang der Rahmenlehrpläne für Berlin und Brandenburg
  • Sachanalyse bezüglich des Werts von Gedenkstättenbesuchen für die Zielgruppe und des reflektierten Umgangs mit spezifischen Herausforderungen (Überforderung/Komplexitätsreduktion)
  • Didaktische Analyse: Diskussion des fachbezogenen Kompetenzerwerbs in den Bereichen Geografie, Geschichte und Politikwissenschaft mit einem konkreten Bezug auf die Erstellung der Arbeitsblätter sowie mit begründeten Vorschlägen für Erweiterungen und Alternativen in der Umsetzung bzw. Anregungen zur Vor- und Nachbereitung durch die Lehrkräfte.
  • Arbeitsblätter zur Nutzung am außerschulischen Lernort mit Gruppen der Klassenstufe 5 und 6.
  • Ausführliches Literaturverzeichnis.

Inhalte der Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte:

Die Idee sowie das Konzept des Seminars wurden gemeinsam mit dem Bildungsteam der Gedenkstätte im Rahmen des Projekts „Geschichtsbewusst!“ entwickelt. Aufgrund eines Personalwechsels in der Gedenkstätte lag die Initiative beim Lehrenden der Universität, wobei die Gedenkstättenleitung die Idee aufgriff und die Kooperation weiter verfolgte.


Wesentliche Aspekte der Zusammenarbeit umfass(t)en:

  • Frühzeitige Absprachen in der Konzeption, Klärung von Erwartungen und realisierbaren Möglichkeiten
  • Planung des Gedenkstättenbesuchs ggf. mit Führung, Diskussion und Zeit zur individuellen Reflexion des Ortes und seiner Konstruktion (z.B. bezüglich einer möglichen Gefährdung in Bezug auf eine Überforderung bzw. Überwältigung der Kinder)
  • Einladung von Gedenkstättenpädagoginnen und Pädagogen zum Austausch über offene Fragen, Herausforderungen und Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit mit der Zielgruppe
  • Nachbereitung: Besprechung der Materialentwürfe mit dem Bildungsreferenten, ggf. Optimierung und begleitete Erprobung.

Erkenntnisse aus der Pilotaktion:

Studierende erhalten einen reflektiert-analytischen Zugang zu Gedenkstätten und erkennen die Potenziale des Ortes für ihre Zielgruppe. Entsprechend stehen sie einem Besuch von Gedenkstätten offen gegenüber und können dies auf der Basis der Lehrpläne begründen. Bezüglich der Gefahr einer Überwältigung sind sie sensibilisiert und können Aufgaben bewusst und reflektiert entwickeln, um die Potentiale einer Gedenkstätte für die Vermittlung der deutsch-deutschen Geschichte zu nutzen. Sie sind sich der Bedeutung einer guten Vor- und Nachbereitung bewusst und können konkrete Vorschläge unterbreiten.

      Bei Verwendung bitte als Quelle angeben: https://geschichtsbewusst.de/material/seminar-zur-pilotaktion-zugewandt/

      Thema: Vermittlung der deutsch-deutschen Geschichte in Klasse 5 und 6 in Kooperation mit einer Gedenkstätte

      Projektseminar „Zugewandt – Methoden der Gedenkstättenpädagogik“ im Rahmen des Masterstudiengangs im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften für die Jahrgangsstufen 5/6, erprobt an der Universität Potsdam in Kooperation mit der Gedenkstätte Lindenstraße

      Durchgeführt: Sommersemester 2021 und Wintersemester 2021/22

      Bedarf

      Der Rahmenlehrplan des Fachs Gesellschaftswissenschaften für Berlin und Brandenburg sieht für die Jahrgangsstufen 5 und 6 den Besuch von Gedenkstätten vor. Recherchen zeigen, dass Angebote für diese Altersstufen nicht die Regel darstellen. Im Rahmen eines Projektseminars mit Studierenden des Fachs an der Universität Potsdam werden Materialien erstellt, die sich für den Besuch einer Gedenkstätte als außerschulischem Lernort für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 5 und 6 konzipiert sind.

      Kooperation mit der Gedenkstätte Lindenstraße, Potsdam

      Die Gedenkstätte Lindenstraße arbeitet bereits eng mit Lehrkräften – vorrangig der Sekundarstufe I und II – zusammen und ist am Austausch mit Akteurinnen und Akteuren der Lehrkräfteausbildung interessiert. Sie liegt im Potsdamer Stadtzentrum und damit im Einzugsgebiet vieler Grundschulen. Sie eignet sich daher räumlich außerordentlich gut als außerschulischer Lernort für die Primarstufe. Durch die Kooperation lernen Lehramtsstudierende den Ort frühzeitig als mögliches Ziel für Klassenfahrten kennen.

      Seminarbeschreibung und Seminarplan:

      Das Seminar umfasst die Einführung in museums- und gedenkstättenpädagogische Ansätze sowie die Erarbeitung der inhaltlichen Themen mit Blick auf die Vermittlung im Verbundfach Gesellschaftswissenschaften. Ziel ist es, Unterrichtsmaterialien für die Gedenkstätte zum Einsatz im Rahmen des gesellschaftswissenschaftlichem Unterrichts an diesem außerschulischen Lernort zu erstellen.

      Download der Seminarbeschreibung und Seminarplan als PDF

      Ablauf:

      Das Seminar umfasste eine theoretisch-wissenschaftliche Einführung in das Thema, gefolgt von einem Gedenkstättenbesuch zur Erfassung des räumlichen Potenzials und der Einsatzmöglichkeiten von Unterrichtsmethoden. Die letzten vier Sitzungen widmeten sich einem Ideenaustausch zu den entstandenen Materialien.
      Die im Rahmen des Seminars entstehenden Entwürfe sollen mit dem Bildungsteam der Gedenkstätte optimiert, erprobt und zukünftig für Schülergruppen eingesetzt werden.

      Umsetzung angesichts der Pandemie:

      Die Inhalte des Seminars wurden vom Dozenten vorgegeben, durch Literaturhinweise und Themenvorschläge strukturiert, wobei die Studierenden mittels Referaten und Diskussionsbeiträgen die Sitzungen aktiv mitgestalteten.


      Aufgrund der pandemischen Lage fanden die Seminare online statt. Zudem musste der Gedenkstättenbesuch um mehrere Wochen verschoben werden. Dies erschwerte eine enge Verzahnung von Theorie und praktischer Arbeit, zugleich wurde eine intensivere Vorbereitung möglich: Die Studierenden recherchierten Erfahrungen von Gedenkstätten mit der Zielgruppe und tauschten sich online mit geladenen Gedenkstättenpädagoginnen und -pädagogen aus. Hierdurch wurden ihnen Problemfelder und mögliche Grenzen bei der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 und 6 bewusster und sie konnten zum Zeitpunkt des Besuchs sehr reflektiert das Potenzial des Ortes für diese Zielgruppe filtern.

      In der zweiten Durchführung des Seminars (Wintersemester 2021/22) konnte der Gedenkstättenbesuch wie ursprünglich geplant im ersten Drittel des Seminars stattfinden. Es ist noch unklar, inwiefern sich hieraus andere Sichtweisen auf das Verständnis des Themas und die Ideen für die Erarbeitung der Materialien ergeben.

      Studienleistungen (Modularbeiten)

      Nach Abschluss des Seminars arbeiteten die Studierenden eigenständig an der Erstellung von Arbeitsblättern und Aufgabenbeispielen, die sie für den Einsatz in der Gedenkstätte als sinnvoll und zielführend erachten. Außerdem gab es eine schriftliche Diskussion über das didaktische Vorgehen und Anliegen.


      Eine sehr gute Arbeit umfasste beispielsweise:

      • Einleitung mit Bedarfsanalyse für die Klassenstufen 5 und 6 mit der Vorstellung des Lernorts und der Entwicklung einer zentralen Fragestellung für die Zielgruppe (z.B.: Inwiefern waren die Inhaftierten während der DDR-Zeit Straftäterinnen oder Straftäter?)
      • Einordnung des Themas in den Gesellschaftswissenschaften-Unterricht entlang der Rahmenlehrpläne für Berlin und Brandenburg
      • Sachanalyse bezüglich des Werts von Gedenkstättenbesuchen für die Zielgruppe und des reflektierten Umgangs mit spezifischen Herausforderungen (Überforderung/Komplexitätsreduktion)
      • Didaktische Analyse: Diskussion des fachbezogenen Kompetenzerwerbs in den Bereichen Geografie, Geschichte und Politikwissenschaft mit einem konkreten Bezug auf die Erstellung der Arbeitsblätter sowie mit begründeten Vorschlägen für Erweiterungen und Alternativen in der Umsetzung bzw. Anregungen zur Vor- und Nachbereitung durch die Lehrkräfte.
      • Arbeitsblätter zur Nutzung am außerschulischen Lernort mit Gruppen der Klassenstufe 5 und 6.
      • Ausführliches Literaturverzeichnis.

      Inhalte der Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte:

      Die Idee sowie das Konzept des Seminars wurden gemeinsam mit dem Bildungsteam der Gedenkstätte im Rahmen des Projekts „Geschichtsbewusst!“ entwickelt. Aufgrund eines Personalwechsels in der Gedenkstätte lag die Initiative beim Lehrenden der Universität, wobei die Gedenkstättenleitung die Idee aufgriff und die Kooperation weiter verfolgte.


      Wesentliche Aspekte der Zusammenarbeit umfass(t)en:

      • Frühzeitige Absprachen in der Konzeption, Klärung von Erwartungen und realisierbaren Möglichkeiten
      • Planung des Gedenkstättenbesuchs ggf. mit Führung, Diskussion und Zeit zur individuellen Reflexion des Ortes und seiner Konstruktion (z.B. bezüglich einer möglichen Gefährdung in Bezug auf eine Überforderung bzw. Überwältigung der Kinder)
      • Einladung von Gedenkstättenpädagoginnen und Pädagogen zum Austausch über offene Fragen, Herausforderungen und Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit mit der Zielgruppe
      • Nachbereitung: Besprechung der Materialentwürfe mit dem Bildungsreferenten, ggf. Optimierung und begleitete Erprobung.

      Erkenntnisse aus der Pilotaktion:

      Studierende erhalten einen reflektiert-analytischen Zugang zu Gedenkstätten und erkennen die Potenziale des Ortes für ihre Zielgruppe. Entsprechend stehen sie einem Besuch von Gedenkstätten offen gegenüber und können dies auf der Basis der Lehrpläne begründen. Bezüglich der Gefahr einer Überwältigung sind sie sensibilisiert und können Aufgaben bewusst und reflektiert entwickeln, um die Potentiale einer Gedenkstätte für die Vermittlung der deutsch-deutschen Geschichte zu nutzen. Sie sind sich der Bedeutung einer guten Vor- und Nachbereitung bewusst und können konkrete Vorschläge unterbreiten.

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